Darf es eine schräge Legende sein? Doch vorneweg eine Warnung. Ihr Wahrheitsgehalt geht gegen null, der Metzgerturm ist aus einem völlig anderen Grund so auffallend schief.
Jede Stadt hat so ihre Stories aus dem Fundus von Überlieferungen und Schrullen. Die bekannteste aus Ulm ist die vom Ulmer Spatz, der die Ulmer durch den beispielgebenden Umgang mit einem Strohhalm lehrte, wie sie einen Holzstamm am besten durchs Stadttor bringen. Nämlich in Längsrichtung, keineswegs aber quer.
Doch nun zum Metzgerturm. Es geschah in einer Zeit, als in ihm gerade Metzger einsaßen, aus Strafe, weil sie das Volk in Notzeiten mit zu kleinen Würsten betrogen hatten. Als ihnen die Todesstrafe angedroht wurde, kippten die wohl mit reichlich Hüftgold gesegneten Herren vor Schreck alle um, offenbar so orchestriert, dass der Turm darob aus dem Lot geriet.
Statiker nennen allerdings ganz andere Gründe für die Schieflage des um 1349 errichteten und 36,1 Meter hohen Bauwerks. Demnach ist das historische Fundament die Ursache. Die Gründung zur Donau hin fußte auf der alten Stadtmauer, zur Stadt hin aber auf Holzstämmen, die in Folge der Senkung des Donauwasserspiegels irgendwann verfaulten. 1911 kamen Beton-Fundamente rein. Seither hat sich die Neigung nach Westen stark verlangsamt. 2,05 Meter beträgt sie aktuell.
Noch eine Fehldeutung wäre aus der Welt zu schaffen. Der Metzgerturm war kein Stadttor. Beide, Turm und Tor, stehen in Zusammenhang mit der zur selben Zeit errichteten Metzig, 1480 wurde die Stadtmauer neu gebaut und gen Donau gerückt, wodurch der Metzgerturm in Rücklage geriet. Der Durchbruch durch diese Mauer geschah erst 1930.
Das Dach! Es ist gedeckt mit Ziegeln historischer Ulmer Gebäude
Adresse
Metzgerturm
Unter der Metzig
89073 Ulm