Schwerer Stoff

Poppige Farben auf goldenem Grund neben tiefschwarzer Brautkleidung: Donauschwäbische Trachten geben überraschende Einblicke in die einstige Lebenswelt von Frauen und Mädchen.

Zum ersten Mal zeigt das DZM die wertvollsten Stücke aus seiner Textilsammlung: Frauen- und Mädchenkleidung von 1880 bis 1990. Die komplett erhaltenen Kleidungsensembles verdeutlichen die enge Beziehung zwischen Menschen und ihren Kleidern – vom Arbeitsgewand bis zur Brautausstattung, von der Mädchentracht bis zum Totenkleid. Das Besondere: Mit jeder Tracht ist eine weibliche Lebensgeschichte verbunden.

Jedes Ensemble der Ausstellung ist ein Unikat. Denn bis zum Zweiten Weltkrieg wurde Kleidung nicht in Massen produziert, sondern nach Maß angefertigt. Mädchen und Frauen stellten sie eigenhändig her, passten sie an, reinigten und reparierten sie. Sie orientierten sich an der dörflichen Tradition, begeisterten sich aber auch für neumodische Stoffe und die Farbenfülle der benachbarten Ungarn. Als in den 1930er Jahren von nationalsozialistischen „Erneuerern" eine donauschwäbische Einheitstracht in Jugoslawien eingeführt wurden, ließen sich viele Frauen davon verführen.

Doch Textiles lässt sich verwandeln, wenn das Leben es verlangt. Nach 1945 nähten vertriebene Frauen ihre weiten Trachtenröcke in schicke Tanzkleider um. Und für die Ausstellung haben Jugendliche die Reste alter donauschwäbischer Kleidungsstücke zu modischen Outfits upgecycelt.